Freitag, 8. Juli 2016

Rezension - "Ich fürchte mich nicht" von Tahereh Mafi

 Ich fürchte mich nicht
von
Tahereh Mafi

Reihe: Shatter Me
Seitenzahl: 320
Erschienen: Juli 2012
Verlag: Goldmann
Preis: 16,99€ (Hardcover); 9,99€ (Taschenbuch);
8,99€ (E-Book)

Bände:
Rette mich vor dir (Band 2)
Ich brenne für dich (Band 3)
2 Nebenstorys


Inhalt

»"Du darfst mich nicht anfassen", flüstere ich. "Bitte fass mich an", möchte ich in Wahrheit sagen. Aber wenn man mich anfasst, geschieht Seltsames. Schlimmes.«

Ihr Leben lang war Juliette einsam, eine Ausgestoßene – ein Monster. Ihre Berührung ist tödlich, man fürchtet sie, hat sie weggesperrt. Bis die Machthaber einer fast zerstörten Welt sich ihrer als Waffe bedienen möchten. Doch Juliette beschließt zu kämpfen – gegen die, die sie gefangen halten, gegen sich selbst, das Dunkel in ihr. An ihrer Seite ein Mann, zu dem sie sich unaufhaltsam hingezogen fühlt. Ihn zu berühren ist ihr sehnlichster Wunsch – und ihre größte Furcht ...


Cover

Die deutsche Edition ist wirklich sehr schön, ebenso wie die englische. Das Grau passt wunderbar zu dem, was aus unserer Welt geworden ist, mit den trostlosen und kalten Grautönen. Zwar weiß ich nicht, wann Juliette dieses Kleid getragen haben soll und ob ihre Haare rot sind, doch die Pose spiegelt das Ausbrechen und ihr Innerstes hervor. Auch der Titel ist in beiden Versionen sehr passend.
Ob das Auge im Englischen mit der Story stimmig ist, kann ich eher verneinen, doch wie gesagt, ist der Titel perfekt. Eigentlich eher als wäre er der Ausgang des Ganzen gewesen. Die Nebenworte geben auch schon eine Vorausschau auf den Schreibstil.

Meine Meinung

Ich weiß nicht, ob es meiner schlechten Phase liegt, doch war ich unglaublich enttäuscht von diesem Buch, aber aus Gründen, die andere gerade gut an diesem Buch fanden.

Was für viele ein Problem darstellte, war der Schreibstil. Die ganze Geschichte wird aus der Sicht von Juliette erzählt und dies auf eine ganz besondere Art und Weise. Man spürt durch die Worte die psychische Verfassung von Juliette unglaublich gut. Einzelne Passagen oder Sätze sind durchgestrichen und zeigen einmal näher, was ihr in ihrem Leben bisher erlaubt war, was sie zu sagen und denken hat. Und ihre Gefühle strömen durch die Wiederholung einzelner Wörter oder den abrupten Abbruch eines Satzes. Ich fand diesen verworrenen Schreibstil faszinierend, interessant, verständlich und sehr schön. Auch wie er mit Metaphern und Vergleichen durchwoben war. Dieser Stil hat mir am Buch am meisten gefallen, nicht jedoch die Entwicklung und wörtlichen Reden, denn diese sprachen komplett gegen alles, zumal Juliette ganz anders und vollkommen normal mit anderen Personen in den meisten Situationen agieren konnte, was nur leider nicht zu dem Charakter passt, der durch ihre Gedanken dargestellt wird. Und in der wörtlichen Rede gab es allgemein ein paar Wörter, die übertrieben oft vorkamen, „pervers“ und „sexy“ (ja, jeder ist unglaublich heiß). Manchmal fehlte auch die allgemeine Beschreibung der Umgebung. So wusste man zum Beispiel, wie der Stuhl aussieht, nicht jedoch der Raum im Groben (oder dass man nicht beispielsweise im Klaren war, wie genau diese besonderen Tattoos der Soldaten aussehen). Außerdem entwickelte sich der besondere Schreibstil schließlich zu einer – für mich – zunehmend zusammenhangsloseren und stichpunktartigen Aufzählung der Handlung, die zu schnell vonstattenging.

Durch diese andere Schreibweise wird die Welt ein wenig anders dargestellt und obwohl es zu Anfang gut war, auch dass dadurch die einzelnen Szenen divergent verbunden wurden, war es für den Verlauf der Geschichte etwas hinderlich und ließ große Lücken bezüglich der Logik für mich zurück, die mich bis zum Ende, als es dann doch aufgeklärt wurde (beispielsweise, dass es keine Bäume mehr gibt und es fast so erklärt wird, dass der wenige Sauerstoff daran Schuld ist, man später hingegen erfährt, dass es die Chemikalien waren, was ich mir schon dachte) störten. Es gab auch andere Lücken in der Handlung, da teilweise Dinge gesagt, aber nicht im Geschrieben in die Tat umgesetzt wurden, dann dennoch da waren.

Und dann die Charaktere. Sie hatten für mich oftmals keine sonderliche Tiefe, nur in manchen kurzen Momenten. Man kann sich nicht einmal ein richtiges Bild von der Protagonistin machen, da es sehr lange dauert, bis ihr Aussehen beschrieben wird und dieses ist ja so wundervoll und vor allem sexy, wie von allen immer wieder gesagt wird. (Allgemein sind alle ziemlich heiß…) ABER, rein theoretisch müsste es gewisse Eigenschaften geben, die auffallender und den gefallenen Worten entgegenwirkend sind. Man muss anmerken, dass sie für über 260 Tage in einer Irrenanstalt war, in welcher man sich anscheinend nur mit Seife für wenige Minuten waschen kann. Ob sie jemals einen Kamm hatte, wird nicht gesagt, auch wie sie mit ihrer Menstruationsblutung umgeht, ist sehr unklar. Ja, natürlich ist es nicht von Wichtigkeit, dass dies in einer Geschichte vorkommt, aber für mich ist es einfach unlogisch, wenn alles so scheint, als hätte sie diese nicht (oder es hat eine gesundheitliche Ursache wie im Folgenden). Und zu der Sache mit dem Kamm und dem Waschen mit der Seife… Jede Frau und gewiss auch viele Männer können mir zustimmen, dass Haare durch Behandlung dieser Art nach so vielen Tagen recht spröde sein müssten. Aber ihres ist lang und wohl auch seidig. Es passt zu ihrem wunderschönen Aussehen, bei welchem jedoch nie groß angemerkt wird, dass sie wahrscheinlich mager sein müsste, zumal sie in ärmlichen Verhältnissen mit wenig Essen aufgewachsen ist und teils in der Anstalt hungerte. Sie selbst weiß auch nicht so genau, wie sie aussieht, weil sie noch nie richtig in einen Spiegel geschaut hat oder zumindest nicht für eine lange Zeit (man sieht ja nicht an sich selbst herab), doch erklärt dies noch lange nicht, weshalb sie nicht ihre eigene Augenfarbe kennt. Aber gut, ich kann die Situation auch vollkommen überspitzt sehen oder mir ist etwas entgangen.

Allgemein entfernte Juliette sich immer weiter von mir und die anderen Charaktere kamen ebenfalls nicht richtig hervor, lediglich das Aussehen, wobei auch nicht immer, und Adams dunkelblaue Augen. Es gab nur sehr wenige Personen, aber das kam der Geschichte nicht zugute. Auch, dass ich nicht gesehen habe, wie sie untereinander Beziehungen aufgebaut haben. So sah ich keine Entwicklung, nicht bei der Bildung von Freundschaft und auch nicht von Liebe. Beides war einfach da. Es bildet sich auch sehr komisch heran, wie mit ihrer Fähigkeit umgegangen wird. Ich hoffe, in den folgenden Bänden ist ihre Vergangenheit noch ein wenig genauer erklärt, denn sie sagt, dass sie keine Berührungen zu spüren bekommen hat, wird in den Wochen der Handlung hingegen äußerst oft berührt, wenngleich auch nur durch Stoff. Warum haben ihre Eltern dies nicht gemacht? Eigentlich müssen sie es getan haben, schon allein um Juliettes Windeln zu wechseln.

Es war für mich ein Lesen hinter einer Glasscheibe. Normalerweise höre ich die Stimmen in meinen Ohren/Kopf, sehe die Orte vor mir, kann mich umschauen, doch hierbei war ich mittels Glas von der Handlung getrennt, sodass ich nur ein wenig schauen konnte, nur wenig verstehen konnte. Alles war in einen seltsamen Nebel für mich gehüllt, aus welchem nur die gröbsten Dinge herausstachen, aber die Details fehlten. Es war zu unrealistisch, sie hatten einfach zu viel Glück, wenn sie etwas dringend brauchten, so war es auch zufälligerweise vorhanden und schließlich war es nur noch albern. Durch eben jenen Nebel (dieses Gefühl verspürte ich einfach) war alles weich gezeichnet und die Gefahr, in welcher die Charaktere steckten, war für mich nicht vorhanden. Es war ein Aneinanderreihen von Taten, die keine deutliche Bedeutung in sich trugen, was durch die teils fehlende Logik noch unterstützt wurden.


Mir fehlte in diesem Buch die Verbindung und zum Schluss (ich möchte gar nicht auf die vielen Kuss-Szenen eingehen, die man Juliette noch verzeihen kann) konnte ich sie nur mit einer Person aus dem Marvel Universum mit ihren Kumpanen vergleichen. Ob ich jemals weiterlese, ist ungewiss.


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