Montag, 31. Oktober 2016

Rezension - "Six of Crows" von Leigh Bardugo


Six of Crows (engl.)
von
Leigh Bardugo

Reihe: Six of Crows
Seitenzahl: 462
Erschienen: September 2015
Verlag: Henry Holt and Co.
Preis: $18,99 (Hardcover); $10,99 (Taschenbuch);
$9,99 (E-Book)

Bände:
Crooked Kingdom (Band 2; englisch)

Inhalt

Ketterdam: ein geschäftiger Ort internationalen Handels, wo alles für einen gewissen Preis zu haben ist – und niemand weiß dies besser als das kriminelle Wunderkind Kaz Brekker. Kaz wurde die Chance zu einem Raubüberfall unterbreitet, welcher ihn über seine wildesten Träume reich machen könnte, doch ist dieser Auftrag tödlich. Alleine kann er ihn nicht vollziehen…

Ein Strafgefangener mit dem Verlangen nach Rache.
Ein Scharfschütze, der von keiner Wette weggesehen kann.
Ein Ausreißer mit einer privilegierten Vergangenheit.
Eine Spionin, bekannt als „the Wraith“ (der Geist).
Eine Entherzerin, die ihre Magie zum Überleben in den Slums benutzt.
Ein Dieb mit dem Geschenk für unwahrscheinliche Fluchten.

Sechs gefährliche Ausgestoßene. Ein unmöglicher Raub. Kazs Mannschaft ist das Einzige, das zwischen der Welt und Zerstörung steht – sofern sie sich vorher nicht gegenseitig töten.


Aufmachung

Wie kann ein Buch so unglaublich schön sein? Ich liebe die Aufmachung über alles. Die schwarzen Seiten, die Krähe, deren Flügel zu Häusern übergeht. Es passt so unglaublich gut zu der Geschichte, so auch der Titel.

Meine Meinung

Es gibt kein gebündeltes Adjektiv für all die Gefühle, die in mir toben. Die Geschichte begleitet mich bei jedem Schritt. Ich liebte schon die Grisha-Trilogie und nun folgte dieses Buch, in welchem man schon vor dem eigentlichen Lesen war. Im Internet tummeln sich unglaublich viele Bilder der Charaktere und man will dieses Buch einfach nur lesen, in der Hand halten und lieben. Durch all die Zeichnungen kannte ich die Charaktere schon eine Ewigkeit, aber wusste ich dennoch nicht, wie genial sie und die Geschichte sind. Manchmal denkt man, es könne sich nicht steigern. Dieses Buch zeigt das Gegenteil. (Und ist einer der großen Sterne für mich, deshalb entschuldige ich, sollte jemand diese Rezension als zu schwärmerisch empfinden.)

Nach Grisha hat Leigh Bardugo noch einmal einen sehr großen Schritt gemacht und man merkt, dass sie selbst sehr viel in dieses Buch gesteckt hat. Zeit, Energie, Liebe. Auch wenn es nicht immer zutrifft, so sieht man hierbei, sich viel Zeit für ein Buch zu nehmen, schafft einen ganz anderen Stil und Charakter. Obwohl wieder die gleiche Welt verwendet wurde, so war es nicht, dass sie es sich dadurch leicht gemacht hat. Wenn man mehr aus der Welt der Grisha erfahren wollte, den anderen Ländern, dann findet man genau dies in diesem brillanten und atemberaubenden Buch. Es wird nur sehr wenig der vorherigen Trilogie aufgegriffen. Eher wird die Welt noch einmal neu geschaffen und auf andere Art und Weise, erwachsener erzählt.

Es ist wirklich faszinierend, wie Leigh Bardugo es geschafft hat aus auktorialer Sicht, sieben Hauptcharaktere spielen zu lassen. Kein Chaos entsteht in dieser unglaublichen Komplexität, sondern bringt es Spannung mit jedem Kapitel, was einen blättern und blättern lässt, das Herz hört nicht auf schnell zu schlagen. Der Schreibstil aller Kapitel, immer ein wenig auf den jeweiligen Charakter angepasst, verfließt ineinander wie Wasser und bringt dunkle, magische, romantische, liebevolle und amüsante Stimmungen durch bloße Worte mit sich. Bardugo weiß es wirklich, wie mit den Gefühlen des Lesers gespielt werden kann.

Wie ich sagte, reizten mich schon vor Beginn die Charaktere und dies auch noch beim Lesen des Buches. Alle sechs waren so unterschiedlich voneinander und definitiv keine Stereotypen. Sie waren verschiedenen Geschlechts, Abstammung und vor allem ihre Geschichte, die ihre Person formte. Durch die Erzählweise erhält man eine gewisse Distanz zu ihnen, die nach und nach verschwindet. Man möchte nur wissen, was mit ihnen ist, wie sie denken. Langsam, ohne es richtig zu merken, schleicht sich die Vergangenheit von ihnen in die Erzählung und man stellt eine starke Bindung zu ihnen auf. Trotzdass man sie zu kennen scheint, überraschen sie einen jedes Mal aufs Neue. Es ist zudem ihr echtes Sein, das mich an sie band, und ihr realistischer und authentischer Umgang untereinander. Nicht jeder mag jeden, alte Verbindungen können noch tief in der Seele sein, Vergangenheit und Taten lassen sich nicht einfach vergessen. Das Buch ist nicht überzogen mit Liebesgeschichten, wenngleich man die Liebe spürt, wie die heiße Glut unter der dunklen Oberfläche einer Kohle, kurz davor hervorzubrechen. Es sind unausgesprochene Worte, die zwischen den Personen bestehen und man kennt sie, nur durch eine winzige Tat, es stimmt schlichtweg. Hier wird die Liebe der unterschiedlichen Ebenen aufgegriffen. Freundschaftlicher und romantischer Sicht. Es ist so schön Nina und Inej zusammen zu sehen, wie sie in dieser tiefen und vertrauten Art miteinander sind. Matthias und Nina, wie Liebe und Hass zu gleicher Zeit herrschen. Jesper und Wylan mit ihrem ganz eigenen Sein. Und schließlich Kaz und Inej, wie Grenzen fallen. Die Gruppe der Sechs harmoniert mit ihren Stärken und Schwächen, der Tiefgründigkeit. Mir ist jeder einzelne Charakter fest an mein Herz gewachsen, vor allem einer. Kaz Brekker. KAZ. Es ist schwer zu beschreiben, wie er eigentlich ist. Man fühlt es.

Ebenfalls haben andere handelnde Personen ihre Tiefe und eine unausgesprochene und dennoch so gut bekannte Geschichte. Man könnte meinen, in Kaz, Inej, Nina etc. zu schlüpfen und ihre Erinnerungen und Gefühle zu ihnen zu kennen, sodass keine weiteren Erklärungen nötig sind. Sogar merkte ich mir sofort jeden der Namen, wenngleich sie gänzlich unbedeutend waren, was selten bei mir der Fall ist. Und so als würde die Zeit wie in der des Buches vergehen, treten andere in den Vordergrund und andere blendet man aus, sodass man wie die Dregs nicht mehr mit ihnen rechnet oder auch von ihnen getäuscht wird.


Zu den außergewöhnlichen Charakteren kommt eine einzigartige Geschichte hinzu. Sie hatte ihre Ruhepunkte, aber bleiben bei mir die Aussetzer des Herzschlages, die Atemnot und pure Gefühle in Erinnerung. Es passiert wahnsinnig viel in diesem Buch, trotzdem ist es nicht zu schnell erzählt oder zu langsam. In den teils am wenigsten erwarteten Momenten, hat die Handlungen eine plötzliche Wendung, die man nie vorhersehen konnte. Man war hin und her gerissen und konnte nicht glauben, was gerade geschehen war. Das bedeutet jedoch nicht, dass man mit dutzenden Fragen zurückgelassen wurde, denn fügte sich alles zusammen. Aspekte, wie winzig sie manchmal waren, hatten ihre Bedeutung und einen nachvollziehbaren Grund. Nichts war nur eine zeitschaffende Aktion für mehr Seiten zum Lesen, eher wollte man mehr und mehr. Die „WTF“-Momente nach einem dieser Plottwists, rissen die Gefühle mit und warfen alles durcheinander, dabei waren sie immer bewegender. Und dann der Schluss. Warum? Ich konnte nicht mehr. Es war so zerstörend und erschreckend.

Das Buch brach das Herz wie es eine Person normalerweise nur kann. Es löste ganz versteckte Gefühle aus, eine Sehnsucht und Liebe. Wer glaubt, dies ist ein typisches Jugendbuch, der irrt sich. Es ist eine Zusammenfügung aus den Gefühlen des Lebens auf erwachsene Weise erzählt und gänzlich extraordinär. Es ist wie die Sonne am Himmel oder der strahlende Vollmond. Eigentlich kann man es mit dem Himmel bei Nacht vergleichen, bei dessen Anblick man alles empfindet, eine gewisse Ehrfurcht aufgrund seiner Ausstrahlung und die Inhalte sind wie die einzelnen Sterne, einzigartig und nicht unterdrückt. Tiefen herrschen vor, die neugierig machen, doch auch Furcht auslösen und den Wunsch nach Ergründung bringen. Die Sterne blenden nicht, aber man kann sie nicht übersehen mit ihren Konstellationen.

Ich kann nicht beschreiben, wie viel mir dieses Buch mit all seinen Worten, den sich einprägenden Zitaten verborgener Tiefe, bedeutet. Mich erinnert es an Red Rising in der geballten Gefühlsaufwirbelung und ebenso werde ich es nicht mehr vergessen können. Dazu muss gesagt sein, dass ich mir Monate dafür Zeit nahm, immer wieder eine kleine Dosis wie eine Droge zu mir nahm, aber trotzdem nahm es mir die Luft zum Atmen, jedes Mal, tränkte meine Träume. Wenn die Art es so zu lesen schon derart schön schmerzhaft war, ist alles zusammen ein Tsunami größten Ausmaßes in mir. (Ich beginne lieber nicht bei den Gedanken an Kaz Brekker und der Dregs).

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