Freitag, 30. Dezember 2016

Rezension - "Die Begabte" von Trudi Canavan


Die Begabte
Millenium's Rule - Thief’s Magic (engl.)
von
Trudi Canavan

Reihe: Die Magie der tausend Welten
Seitenzahl: 672
Erschienen: November 2014 (gebundene Ausgabe)
Verlag: blanvalet
Preis: 19,99€ (Hardcover); 9,99€ (Klappenbroschur); 8,99€ (E-Book);
24,99€ (Hörbuch)

Bände:
Der Wanderer (Band 2)
Die Mächtige (Band 3, erscheint im Juni 2017)

Inhalt

Der junge Archäologe Tyen entdeckt ein magisches Buch, in dem seit vielen Jahrhunderten das Bewusstsein einer Frau gefangen ist: Pergama war einst eine talentierte Buchbinderin, bis ein mächtiger Magier sie mit einem Zauber belegte und dazu verfluchte, für alle Zeit das Wissen der Welt in sich aufzunehmen. Und so weiß Pergama, dass Tyens Heimat und allen, die ihm am Herzen liegen, eine schreckliche Katastrophe droht. Allerdings kann sie Tyen nur helfen, wenn es ihm gelingt, den Fluch des Buches zu brechen. Und tatsächlich hat Tyen keinen dringlicheren Wunsch, als Pergama zu befreien – denn ihr gehört längst sein Herz.


Aufmachung

Beide Aufmachungen sind recht schön und auch passend gehalten, wobei die Frau auf ihnen nur Pergama in ihrer ursprünglichen Gestalt sein kann, da Rielle anscheinend eine dunklere Hautfarbe besitzen soll. Nur ist es schade, dass die Geschichte somit nur einseitig gezeigt wird. Der Titel hingegen lässt Interpretationsmöglichkeiten offen. Natürlich kann es auch möglich sein, dass Rielles Geschichte die Vorgeschichte zu Pergama ist. Man wird es wohl sehen.
Ein großes Lob an den Verlag muss ich zu der deutschen Klappenbroschurausgabe äußern, da diese unglaublich faszinierende Einzelheiten besitzt im Gegensatz zu der gebundenen Ausgabe, die das komplexe Wesen der Magie widerspiegeln.

Meine Meinung

Dieses Buch war eines jener, die man lediglich beenden möchte und dies ist definitiv kein gutes Zeichen.

Eigentlich kann man das Buch nicht als "ein" Buch bezeichnen, sondern werden zwei beinahe gänzlich unterschiedliche Geschichten erzählt und ließe es sich ohne weiteres in zwei Bände teilen, wobei ich eines von beiden niemals in die Hand genommen hätte.

Als Erstes wird man in die Welt von Tyen Eisenschmelzer (man hätte den englischen Namen ruhig beibehalten können) eingeführt, welche mit voller Magie gefüllt ist, die ich so bisher noch nie beschrieben gesehen habe, und einem Hauch Steampunk. Als Student findet er auf einer Expedition ein magisches Buch, Pergama. Dieses war einst eine Frau und ist nun von hohem Wert durch ihr Wissen sowie ihre außergewöhnlichen Kräfte, wodurch die Geschichte ins Laufen gerät.

Nach fünf Kapiteln macht man Bekanntschaft mit Rielle aus einer anderen magischen Welt, die vollkommen anders als die von Tyen ist. Obschon sie Schwärze erkennen kann, entstehend nach dem Benutzen von Magie, ist es ihr dennoch nicht erlaubt zu zaubern, sondern dies ist nur den Priestern vorbehalten. Durch die Liebe begeht sie jedoch einen folgenschweren Fehler.

An sich wäre die Verknüpfung zweier Geschichten sehr faszinierend und wird teils in anderen Büchern angewandt. Hierbei ist es jedoch so, dass beide Geschichten zum Schluss nicht zusammengeführt werden, sondern weiterhin alleinstehend sind. Außer der Magie haben sie vorerst keine Gemeinsamkeiten. Sie sind viel zu unterschiedlich. Am liebsten hätte ich nach wenigen Seiten jene Kapitel von Rielle einfach übersprungen. Hinzu kommen auch schlechte Übergänge zwischen den einzelnen Teilen. Nicht nur sind die Abschnitte für einen Charakter anfangs wesentlich zu lang, sodass man Teile des jeweils anderen vergisst, als würde man zwei Bücher hintereinander gleichzeitig lesen, sondern werden Sprünge in der Handlung gemacht. Sobald eine Situation augenscheinlich kompliziert wird, wird sie nicht ausformuliert. Wenn man Glück hat, bekommt man eine kleine Zusammenfassung. Für mich war hierbei das größte Problem, nicht mehr genau zu wissen, was nun geschehen und wer wer war, zumindest am Anfang als die einzelnen Teile noch sehr lang waren. Gegen Ende hin verkürzen sie sich immer weiter, bis Rielle und Tyen gemeinsam einen Teil bilden.

Ein weiteres Hindernis in diesem Buch waren die unterschiedlichen Genres der "zwei" Bücher. Während es sich bei Tyen um eine einsteigende Abenteuer-High-Fantasy-Mischung handelt, liest man beinahe eine reine Liebesgeschichte bei Rielle, die nur wenige Elemente der Magie aufgreift. Nach nicht allzu langer Zeit platzt jedoch die schöne Idee der Magie und empfand ich die Welt, die Handlung, die Charaktere etc. rein oberflächlich. Das Interesse an allem ging für mich verloren, denn ist dieses Buch ohne richtige Tiefe. Die Handlungen geschehen, aber bei Tyen beispielsweise immer im gleichen Verlauf, sodass man ein andauerndes Auf und Ab ohne große Unterschiede hat. Mit der Zeit treten recht viele Wiederholungen auf und tauchen mehr Logikfehler auf.

Beide Protagonisten sind eher schwammig und äußerst naiv. Ich kann nicht einmal sagen, wie alt sie waren, um ihr Handeln recht beurteilen zu können, ob es typisch für eine der Welten ist. Während Tyen zu manchen Zeiten interessant war, wenngleich auch nur mit einer beschriebenen, aber nicht spürbaren Entwicklung, war Rielle in ihrer kitschigen Liebesgeschichte unglaublich vorhersehbar, unpassend, nervend und in sich widersprüchlich. Schon recht früh bereiteten mir ihre Kapitel Unwohlsein, da es (kurz gesagt) schlecht war. Es ist unbegreiflich, weshalb die Autorin zum Ende hin noch solche Wege hatte einschlagen müssen. Ich fragte mich nur noch: "Ernsthaft?". Diesen Gedanken trug ich auch bei den Vorstellungen in beiden Welten, dass das männliche Geschlecht besser als das weibliche ist. Dieses Bild wird derart klischeehaft wendet und dabei waren Trudi Canavan in den tausenden Welten alle Wege offen.

Zum Schluss konnte der Schreibstil auch nicht überzeugen. Es fehlten die meisten Beschreibungen von Personen oder wurden diesen anhand von nicht gegebenen Informationen gemacht, zum Beispiel war jemand größer als Tyen, doch kannte man nicht einmal dessen Größe. Nur manche Beschreibungen wurden vollzogen, die jedoch beispielsweise bei Izare, Rielles Liebhaber, zu Verwirrungen führten, denn war er anfangs als ein Priester eingeführt worden und später hieß es, er sei ein Künstler. Hierbei handelt es sich auch nicht um eine Stelle, an der ich mich verlas. Weiterhin sind Umschreibungen von Orten oder Gegenständen bis ins Detail vorhanden, aber sind sie dennoch nicht eindeutig. Wie ein Luftwagen aussieht, ist für mich immer noch unklar, ebenso manche Orte. Es entstehen Skizzen und keine vollständigen Bilder. Für ein besseres Verständnis wäre auch eine Karte definitiv hilfreich gewesen.

Alles in einem war ich zu Beginn von dem Buch fasziniert, aber sobald manche Makel aufgefallen sind, waren diese nicht mehr zu ignorieren und es stellte ich mir nur der Wunsch ein, möglichst bald das Buch zum Schluss zu bringen. Hiermit hat mich Trudi Canavan nicht überzeugt, obschon es interessante Ansätze für die Fortsetzung gibt.




Ich danke dem blanvalet-Verlag vielmals für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.
Blanvalet

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