Donnerstag, 16. März 2017

Rezension - "Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten" von Becky Chambers


Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
The Long Way to a Small, Angry Planet
von
Becky Chambers

Reihe: Wayfarers
Seitenzahl: 544
Erschienen: Oktober 2016
Verlag: FISCHER Tor
Preis: 9,99€ (Taschenbuch); 8,94€ (E-Book)

Bände:
A Closed and Common Orbit (Band 2; englisch)
ein dritter Band ist in Planung

Inhalt

Willkommen an Bord der Wayfarer!

Als die junge Marsianerin Rosemary Harper auf der Wayfarer anheuert, wird sie von äußerst gemischten Gefühlen heimgesucht – der ramponierte Raumkreuzer hat schon bessere Zeiten gesehen, und der Job scheint reine Routine: Wurmlöcher durchs Weltall zu bohren, um Verbindungswege zwischen weit entfernten Galaxien anzulegen, ist auf den ersten Blick alles andere als glamourös.
Die Crewmitglieder, mit denen sie nun auf engstem Raum zusammenlebt, gehören den unterschiedlichsten galaktischen Spezies an. Da gibt es die Pilotin Sissix, ein freundliches und polyamoröses reptilienähnliches Wesen, den Mechaniker Jenks, der in die KI des Raumschiffs verliebt ist, und den weisen und gütigen Dr. Chef, der einer aussterbenden Spezies angehört.
Doch dann nimmt Kapitän Ashby den ebenso profitablen wie riskanten Auftrag an, einen Raumtunnel zu einem weit entfernten Planeten anzulegen, auf dem die kriegerische Rasse der Toremi lebt. Für Rosemary verwandelt sich die Flucht vor der eigenen Vergangenheit in das größte Abenteuer ihres Lebens.


Aufmachung

Beide Auflagen sind wirklich sehr schön mit der Darstellung des Menschen vor der Galaxie, doch finde ich die neuere englische Auflage schöner, wenngleich sie nicht so bunt wie die Geschichte ist. Auch wenn ich das deutsche Cover nicht so sehr wie das englische mag, wobei die Erstauflage zwar stimmig mit dem Schiff und äußerst faszinierend ist, so passt sie besser zu dem Charakter des Buches. So verhält es sich auch mit dem interessanten Titel, den man auch im Buch wiederfinden kann. Noch schöner wäre es beim Cover gewesen, wenn die ganze Crew schattenhaft abgebildet wäre, denn Rosemary ist vollkommen die Hauptperson.

Meine Meinung

Mit neutralen Erwartungen ging ich an dieses Buch heran und dass ich 540 Seiten innerhalb kürzester Zeit vorgelesen habe, sagt schon einiges.

Als Science-Fiction-Buch verfolgt dieses Buch ein ähnliches Schema wie viele andere aus diesem Genre. Ein Schiff, eine Crew, eine Aufgabe. Zu Beginn dachte ich, es sei ein typisches Buch zu einem Mädchen, welches sich in den Kapitän verlieben würde, doch stattdessen ist es eine Geschichte mit verschiedensten Schichten und einem etwas anderem Verlauf als es vermuten lässt.

Nach vielen Jahren des Krieges innerhalb einzelner Spezies und auch untereinander schloss sich die Galaktische Union zusammen, zu welcher auch die Menschheit beigetreten ist. Schön finde hierbei, dass die Menschen nicht als die Besten angesehen werden, allgemein niemand, denn gibt es kein Gut oder Schlecht, kein Schwarz oder Weiß. So wird in diesem Buch nicht nur immer das gute einzelner Spezies betrachtet, sondern auch Makel, seien sie in der Vergangenheit oder noch gegenwärtig. Dies ist der Punkt, den ich am meisten an diesem Buch schätze, denn wer ist schon perfekt?

Um die einzelnen Welten miteinander zu verknüpfen, kleinste Kolonien wichtiger Spezies, werden sogenannte Tunnel von Spacern mittels eines Tunnelerschiffs geschaffen. Auf einem solchen Schiff, welches in seiner bunten Zusammenstellung nicht nur bezüglich der Crew die Vielfältigkeit unseres Universums darstellt, begleitet man die Crew von Ashby Santoso auf einer Reise zu einem Randgebiet, um einen Tunnel in der Zwischenwelt zu legen. Diese verkürzen die Reisezeit, doch ist dies ein Punkt, der zumindest mir erst später richtig klar wurde, denn ist die Beschreibung an Anfang für einen Nichtkenner leicht verwirrend. Auf jener Reise lernt man immer ein kleines Stückchen mehr der großen Welt kennen, die viel Tiefe zu besitzen scheint in all ihrer Vielfältigkeit. Es gibt wahrlich alles und werden keine Vorurteile gemacht, man ist frei und offen, wie gewisse Beziehungen zeigen. Hingegen gibt es diesbezüglich leider nichts "Normales" und scheint es durch die tiefgründige Ausformulierung kaum Platz für die eigenen Gedanken beim Lesen zu geben.

Wie schon erwähnt wird man mit einer Vielfältigkeit bekannt gemacht und diese faszinierte mich ungemein. Bisher weiß die Menschheit noch nicht, was sich außerhalb unserer kleinen Erde befindet, weshalb die Vorstellungen immer unterschiedlich sind. In diesem Buch bekommt man ein Spektrum aus den unterschiedlichen Möglichkeiten der Kommunikation, der Familienverhältnisse oder des Aussehens zu Gesicht, ebenso eine Erklärung für die Ähnlichkeiten untereinander. Man kann sich nichts vorstellen, was man noch nicht in ähnlicher Art und Weise gesehen hat und dass hierfür das Ganze auf jene Art gelöst, nicht frei in den Raum gestellt wurde, machte die Welt ein wenig realer.

Doch so unglaublich wundervoll und atemberaubend die Welt, wie bildhaft sie ist, die Charaktere verändern sich kaum oder bekommt man es nicht sonderlich gut mit, zumal manche wichtige Punkte erwähnt und ausgeführt, später wiederum vergessen werden. Manche Personen machen eine Entwicklung durch, aber scheint es als wären sie zuvor schon ausgebaut worden, als müsse man sie schon kennen. Des weiteren Stelle die deutsche Übersetzung ein Hindernis dar, denn entweder blieben viele englische Bergriffe oder Übersetzungen waren unnötig.

Es ist sehr gut, dass Becky Chambers versuchte, den Handlungsablauf anders zu gestalten, aber schließlich passierte dennoch alles, was man sich schon lange hatte denken können und wirkte der Schreibstil teils zu eintönig. Das Ende hatte ich hingegen auf den Spannungsverlauf nicht auf diese Weise erwartet und war es somit erfrischend, einen Bruch in der Normalität von Büchern zu haben, denn merkt man, dass die eigentlich Geschichte eine andere ist oder sein könnte.

Und trotz der Kritikpunkte genoss ich dieses Buch sehr. Auf seine Art baute es Spannung und Interesse, eine ganz eigene Beziehung auf. Es ist wieder einmal eine etwas andere Welt zum Universum, wenngleich ich mich öfter an Doctor Who erinnert fühlte. Dennoch verspüre ich nicht das Bedürfnis, den zweiten Band zu lesen, dafür fehlt der richtige Reiz. 


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