Der lange Weg zu einem kleinen
zornigen Planeten
The Long Way to a Small, Angry
Planet
von
Becky
Chambers
Reihe: Wayfarers
Seitenzahl: 544
Erschienen: Oktober
2016
Verlag: FISCHER
Tor
Preis: 9,99€
(Taschenbuch); 8,94€ (E-Book)
Bände:
A Closed and Common Orbit (Band 2; englisch)
ein dritter Band ist in Planung
ein dritter Band ist in Planung
Inhalt
Willkommen an Bord der Wayfarer!
Als die junge Marsianerin Rosemary Harper auf der
Wayfarer anheuert, wird sie von äußerst gemischten Gefühlen heimgesucht – der
ramponierte Raumkreuzer hat schon bessere Zeiten gesehen, und der Job scheint
reine Routine: Wurmlöcher durchs Weltall zu bohren, um Verbindungswege zwischen
weit entfernten Galaxien anzulegen, ist auf den ersten Blick alles andere als
glamourös.
Die Crewmitglieder, mit denen sie nun auf engstem Raum
zusammenlebt, gehören den unterschiedlichsten galaktischen Spezies an. Da gibt
es die Pilotin Sissix, ein freundliches und polyamoröses reptilienähnliches
Wesen, den Mechaniker Jenks, der in die KI des Raumschiffs verliebt ist, und
den weisen und gütigen Dr. Chef, der einer aussterbenden Spezies angehört.
Doch dann nimmt Kapitän Ashby den ebenso profitablen
wie riskanten Auftrag an, einen Raumtunnel zu einem weit entfernten Planeten anzulegen,
auf dem die kriegerische Rasse der Toremi lebt. Für Rosemary verwandelt sich
die Flucht vor der eigenen Vergangenheit in das größte Abenteuer ihres Lebens.
Beide Auflagen sind wirklich sehr schön mit der Darstellung des Menschen vor der Galaxie, doch finde ich die neuere englische Auflage schöner, wenngleich sie nicht so bunt wie die Geschichte ist. Auch wenn ich das deutsche Cover nicht so sehr wie das englische mag, wobei die Erstauflage zwar stimmig mit dem Schiff und äußerst faszinierend ist, so passt sie besser zu dem Charakter des Buches. So verhält es sich auch mit dem interessanten Titel, den man auch im Buch wiederfinden kann. Noch schöner wäre es beim Cover gewesen, wenn die ganze Crew schattenhaft abgebildet wäre, denn Rosemary ist vollkommen die Hauptperson.
Meine Meinung
Mit neutralen Erwartungen ging ich an dieses Buch heran und dass ich 540 Seiten innerhalb kürzester Zeit vorgelesen habe, sagt schon einiges.
Als Science-Fiction-Buch verfolgt dieses Buch ein ähnliches Schema wie
viele andere aus diesem Genre. Ein Schiff, eine Crew, eine Aufgabe. Zu Beginn
dachte ich, es sei ein typisches Buch zu einem Mädchen, welches sich in den
Kapitän verlieben würde, doch stattdessen ist es eine Geschichte mit
verschiedensten Schichten und einem etwas anderem Verlauf als es vermuten
lässt.
Nach vielen Jahren des Krieges innerhalb einzelner Spezies und auch
untereinander schloss sich die Galaktische Union zusammen, zu welcher auch die
Menschheit beigetreten ist. Schön finde hierbei, dass die Menschen nicht als
die Besten angesehen werden, allgemein niemand, denn gibt es kein Gut oder
Schlecht, kein Schwarz oder Weiß. So wird in diesem Buch nicht nur immer das
gute einzelner Spezies betrachtet, sondern auch Makel, seien sie in der
Vergangenheit oder noch gegenwärtig. Dies ist der Punkt, den ich am meisten an
diesem Buch schätze, denn wer ist schon perfekt?
Um die einzelnen Welten miteinander zu verknüpfen, kleinste Kolonien
wichtiger Spezies, werden sogenannte Tunnel von Spacern mittels eines
Tunnelerschiffs geschaffen. Auf einem solchen Schiff, welches in seiner bunten
Zusammenstellung nicht nur bezüglich der Crew die Vielfältigkeit unseres
Universums darstellt, begleitet man die Crew von Ashby Santoso auf einer Reise
zu einem Randgebiet, um einen Tunnel in der Zwischenwelt zu legen. Diese
verkürzen die Reisezeit, doch ist dies ein Punkt, der zumindest mir erst später
richtig klar wurde, denn ist die Beschreibung an Anfang für einen Nichtkenner
leicht verwirrend. Auf jener Reise lernt man immer ein kleines Stückchen mehr
der großen Welt kennen, die viel Tiefe zu besitzen scheint in all ihrer Vielfältigkeit.
Es gibt wahrlich alles und werden keine Vorurteile gemacht, man ist frei und
offen, wie gewisse Beziehungen zeigen. Hingegen gibt es diesbezüglich leider
nichts "Normales" und scheint es durch die tiefgründige
Ausformulierung kaum Platz für die eigenen Gedanken beim Lesen zu geben.
Wie schon erwähnt wird man mit einer Vielfältigkeit bekannt gemacht und
diese faszinierte mich ungemein. Bisher weiß die Menschheit noch nicht, was
sich außerhalb unserer kleinen Erde befindet, weshalb die Vorstellungen immer
unterschiedlich sind. In diesem Buch bekommt man ein Spektrum aus den
unterschiedlichen Möglichkeiten der Kommunikation, der Familienverhältnisse
oder des Aussehens zu Gesicht, ebenso eine Erklärung für die Ähnlichkeiten
untereinander. Man kann sich nichts vorstellen, was man noch nicht in ähnlicher
Art und Weise gesehen hat und dass hierfür das Ganze auf jene Art gelöst, nicht
frei in den Raum gestellt wurde, machte die Welt ein wenig realer.
Doch so unglaublich wundervoll und atemberaubend die Welt, wie bildhaft sie
ist, die Charaktere verändern sich kaum oder bekommt man es nicht sonderlich
gut mit, zumal manche wichtige Punkte erwähnt und ausgeführt, später wiederum
vergessen werden. Manche Personen machen eine Entwicklung durch, aber scheint
es als wären sie zuvor schon ausgebaut worden, als müsse man sie schon kennen. Des
weiteren Stelle die deutsche Übersetzung ein Hindernis dar, denn entweder
blieben viele englische Bergriffe oder Übersetzungen waren unnötig.
Es ist sehr gut, dass Becky Chambers versuchte, den Handlungsablauf anders
zu gestalten, aber schließlich passierte dennoch alles, was man sich schon
lange hatte denken können und wirkte der Schreibstil teils zu eintönig. Das
Ende hatte ich hingegen auf den Spannungsverlauf nicht auf diese Weise erwartet
und war es somit erfrischend, einen Bruch in der Normalität von Büchern zu
haben, denn merkt man, dass die eigentlich Geschichte eine andere ist oder sein
könnte.
Und trotz der Kritikpunkte genoss ich dieses Buch sehr. Auf seine Art baute es Spannung und Interesse, eine ganz eigene Beziehung auf. Es ist wieder einmal eine etwas andere Welt zum Universum, wenngleich ich mich öfter an Doctor Who erinnert fühlte. Dennoch verspüre ich nicht das Bedürfnis, den zweiten Band zu lesen, dafür fehlt der richtige Reiz.
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