Dienstag, 9. Mai 2017

Rezension - "Smoke" von Dan Vyleta

https://www.randomhouse.de/Paperback/Smoke/Dan-Vyleta/carls-books/e500819.rhd Deutsche Edition


Smoke
Smoke (engl.)
von
Dan Vyleta

Einzelband
Seitenzahl: 624
Erschienen: März 2017
Verlag: carl's books
Preis: 16,99 € (Klappenbroschur); 9,99 € (E-Book)


Inhalt

Wie sähe eine Welt aus, in der jede Sünde, jeder dunkle Gedanke sichtbar wäre? Smoke entführt den Leser in ein England vor hundert Jahren, in dem jede Verfehlung mit Rauch bestraft wird, der dem Körper entweicht. Auch Thomas und Charlie, Schüler eines Elite-Internats, werden immer wieder durch Rauch-Attacken gebrandmarkt, wenn sie den strengen Schulregeln nicht genügen. Doch dann finden sie – fast zufällig – heraus, dass die Gesetze des Rauchs längst nicht für alle gelten. Wieso gibt es böse Menschen, die nicht von Ruß befleckt sind? Und welche Rolle spielt der Rauch bei den sozialen und politischen Umbrüchen ihrer Zeit? Auf der Suche nach der Wahrheit begeben sich die Freunde auf eine dramatische Reise voller riskanter Abenteuer und düsterer Intrigen und rufen damit schon bald mächtige Feinde auf den Plan ...

Smoke ist ein sprachmächtiger, überbordend einfallsreicher Roman und zugleich eine kluge Parabel, die facettenreich die existenziellen Fragen nach Macht und Moral, Wahrheit und Lüge, Gut und Böse beleuchtet.


Aufmachung

Die düstere Stimmung des Covers harmoniert sehr gut mit den Gefühlen und der Atmosphäre, die dieses Buch überbringt. Zudem der treffende Titel, der das Thema auf den Punkt bringt. Ich finde die UK-Auflage auch sehr schön, aber sieht sie zu sauber aus. Hingegen ist die neue US-Ausgabe dieses Junis sehr treffend, ganz im Gegensatz zu der Monet-ähnlichen Version in der Erstauflage.
http://www.harpercollins.ca/9781443440677/smokehttp://www.penguinrandomhouse.com/books/250258/smoke-by-dan-vyleta/

Meine Meinung

London in einer Welt der viktorianischen Industrialisierung. Rauch und Ruß, die die Sünden der Menschen offenbaren. Es klingt nach einem Buch, welches das Bild der damaligen Zeit mit phantastischen Elementen erklärt.

Der Rauch prägt die Menschen. Er bestimmt ihr Leben, er gliedert die Menschen in Schichten. Die hohe Gesellschaft hat gelernt ihn scheinbar zu umgehen, mittels gewisser Erziehungsmethoden. Dieser müssen sich auch die jungen Protagonisten Thomas und Charlie an einem Elite-Internat nahe Oxford unterziehen. Jedes kleinste Vergehen, die Spur von Ruß an der Kleidung wird nach strengen Gesetzen bestraft. Manche scheinen der Sünde perfekt widerstehen zu können, aber ist dem wirklich so?

Die Zeit bei Thomas Verwandtschaft lehrt die Jungen die Wahrheit und bringt sie auf die Spur zu etwas äußerst Großem. Die Flucht auf Leben und Tod gemeinsam mit der anfangs nonnenhaften Livia zeigt ihnen die wahre Natur der Gesellschaft, in welcher sie leben.

Begonnen hat das Buch äußerst interessant durch die Schaffung einer düsteren und dunklen Atmosphäre. Nicht nur bezüglich der einfallsreichen Idee war es außergewöhnlich, sondern auch der Schreibstil war verglichen mit anderen Romanen fremd. Alles in einem harmonierte zu Beginn die Geschichte mit der Stimmung der Lektüre. Die Welt des Rauches, eine Neuinterpretation und Sichtweise auf den damalig vorherrschenden Smog, wirkte so greifbar durch die bildhafte Sprache mit Liebe zum Detail, seiner ganz eigenen Dynamik. Doch was so gut zu Anfang war, verlor sich mit der Länge des Buches. Aufgrund der Länge wirkte manches wie eine einzige eintönige Wiederholung und kam der Eindruck von Ungeduld auf. Schließlich waren es nur noch kleine und knappe Kurzgeschichten, die immer weniger fließende Übergänge zueinander hatten. Es wurde ein unausgeglichenes und konfuses Lesen von einzelnen herausgerissenen Szenen aus Eindrücken und zunehmend verworrener Handlung, als hätte selbst der Autor den leitenden roten Faden verloren und könne nicht mehr auf den richtigen Weg gelangen.

Der Schreibstil hatte auch eine klare, schlussendlich negative Auswirkung auf die Meinung zu Charakteren, denn so wie Interesse und eine gewisse Begeisterung, eine Faszination zu Anbeginn aufkamen, schwanden sie schnell, als Motive nicht ersichtlich wurden und sich keine charakterliche Veränderung und Entwicklung vollzog. Sie waren gemeine handelnde Personen, die die Geschichte überbrachten, aber zu denen man in ihrer Eindimensionalität nur schwer eine Bindung, ein Mitgefühl aufbauen konnte. Vor allem war der sich wiederholende Wechsel der Perspektive ein Störfaktor. An sich ist es nicht schlecht, die Handlung aus auktorialer, personaler und ebenso Ich-Erzählperspektive zu erleben, zumal sich so nicht direkt auf einen Hauptcharakter konzentriert wird, aber der anfängliche Rhythmus ging vollends verloren und war es ein Abwechseln nach Lust und Laune ohne ein klares Muster, sodass vieles zusätzlich chaotisch wirkte und die Bedeutung einzelner Charaktere verebbte. Die sich entwickelnde Beziehung des Buches war letztendlich eine herbe Enttäuschung, besonders da sie gänzlich unnötig war. Man kann sagen, dass die handeln Personen letzten Endes nur die Handlung überbrachten und nicht mehr selbst ein Reiz eines Buches waren.

Nicht nur das Ende der Charaktere war reichlich enttäuschend, sondern auch das der Geschichte. Zu viele ungeklärte Fragen bleiben offen stehen. Allem voran die wichtigste nach dem Ursprung des Rauches und der Grund, weshalb er vorwiegend schwarz ist, trotz dass er teilweise farbig beschrieben wurde. Obschon viel hinter dem Buch steckt, den vielen Facetten hinter dem menschlichen Sein und der Gesellschaft, hat es zugleich nur einen sehr leichten Fortgang mit den leichtesten Lösungen. Für die richtige Tiefe und das Eintauchen in die Geschichte fehlten die wichtigen Erklärungen, möglicherweise auch ein Abkommen vom Weg und mehr als das Ankratzen eines Themas.

Schlussendlich ist es ein Buch, das großen Schaden durch seine sich in der Länge verlierende Bedeutung und seiner Hast verloren hat. Es fühlte sich so an, als wäre nicht mehr genug Zeit für die Bildung dieser besonderen Welt gewesen. Wieder einmal war es ein Buch, welches viel Potential in sich trug, aber eine Idee nicht so recht umsetzen konnte. Dennoch waren die ersten Seiten spannend und angenehm zu lesen. Vielleicht sollte man sich tatsächlich nur auf den Anfang beschränken, das Ende offen lassen wie in einer langen Kurzgeschichte, die wundervolle, atmosphärische Bilder beschreibt. 


 

Vielen Dank an den carl's books Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares.

carl's books


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