Bosheit –Die Getreuen und die
Gefallenen
Valour – The Faithful and the
Fallen (engl.)
von
John Gwynne
Reihe: Die
Getreuen und die Gefallenen (Band 2)
Genre: Heroische Fantasy (teils High Fantasy)
Genre: Heroische Fantasy (teils High Fantasy)
Seitenzahl: 832
Erschienen: September
2017 (engl. April 2017)
Verlag: Blanvalet
Preis: 16,00
€ (Klappenbroschur); 12,99 € (E-Book)
Bände:
Jähzorn (Band 3)
Ungnade (Band 4, erscheint im März 2018)
Blackguards – Tales of
Assassins, Mercenaries and Rogues (engl. Vorgeschichte)
Inhalt
Der Krieg ist ausgebrochen und hat die Verfemten Lande in Chaos gestürzt. Der Krieger Corban, der einst treu für König Brenin kämpfte, ist auf der Flucht – bis dem Feind ein wertvolles Pfand in die Hände fällt: Die junge Cywen ist Corbans Schwester, und um sie zu retten, würde er jeden Preis zahlen. Gleichzeitig ringt Corban mit der Bürde, ein Held zu sein. Doch während er vor seinem Schicksal flieht, formieren sich dunkle Mächte, um die Verfechter der Gerechtigkeit für immer zu zerschlagen ...
Aufmachung
Es ist herrlich, dass der englische Titel des ersten Teils im Deutschen nun bei diesem Band verwendet wird. Zugegebenermaßen passt der Titel sogar besser zum zweiten Band als Valour (dt. Heldenmut, Tapferkeit). Im Zusammenspiel mit dem Cover, ist es wieder eine äußerst gelungene Aufmachung, die mich zu jeder Zeit auf das Buch aufmerksam machen würde. Zudem passt die zweischneidige Axt sehr zu der Geschichte.
Meine Meinung
Nach dem ersten Band, der die Reihe als großer Prolog einleitete, freute ich mich sehr auf die Fortsetzung der Geschichte. Mit nicht gering hohen Erwartungen ging ich an den zweiten Teil heran, nur wurden diese nicht gänzlich erfüllt.
Ein Teil der großen Prophezeiung hat sich erfüllt und Krieg über die
Verfemten Lande gebracht. Während Corban nach der Eroberung Dun Carregs durch
Owain mit der Hilfe Nathairs in den Norden flieht und ihm ein schwerwiegendes
Geheimnis offenbart wird, vergrößert Nathair seinen Einfluss über das Land und
hält Corbans Schwester Cywen bei sich gefangen. Als das Reine Licht, formt
Nathair eine Armee gegen die vermeintlich Schwarze Sonne und die Schlacht der
Kämpfer Asroths und Elyons rückt immer näher.
Das größte Problem war wohl, dass sich dieses Buch nicht allzu sehr von
seinem Vorgänger unterscheidet. Zumindest ist dies aus meiner Sicht der Fall.
Doch allzu viele Stimmen loben seine Einzigartigkeit, die Art, wie es sich von
seinem Vorgänger abhebt und wie viel Faszination es weckt. Dadurch war mein
Messlatte etwas zu hoch gelegt und so sagt stehts eine kleine Stimme in meinem
Hinterkopf, dass ich diese Lektüre doch als etwas sehr Gutes auslegen soll und
über ein paar Dinge hinweg sehen könnte. Aber gibt es Einiges, das ich nicht
übersehen kann. Die Geschichte ist weiterhin nur der Beginn.
Zuallererst fehlte mir erneut die Spannung in dem Buch. Langatmigkeit mag
teils eine Eigenschaft des Genres sein, zumindest meiner Erfahrung durch bisher
gelesene Bücher nach, dass sich die Geschichte sehr auf zahlreiche diverse
Charaktere aufteilt und dadurch mache Handlungsstränge zu sehr aufgetrennt
werden. Die Kapitel sind stets recht kurz und manchmal ist der Wechsel zwischen
den Charakteren, die sich alle nicht ganz unähnlich in gewisser Weise sind,
verwirrend. Außerdem werden über die Zeitspanne eines ganzen Jahres nur
einzelne kleine Handlungsfetzen erzählt. Es sind kurze herausragenden
Ereignisse, die beschrieben werden, oder lediglich Situationen, damit man einen
Charakter nicht vergisst und von seinem Fortgang erfährt. Manchmal sind die
Kapitel sogar so kurz, dass durch den abrupten Wechsel zu einer vollkommen
anderen Situation, immer und immer wieder, der Lesefluss unterbrochen wird.
Zugleich ist die vergehende Zeit ein Aspekt, den ich wirklich an diesem Buch
mochte. In vielen Büchern geschehen eine Menge Höhepunkte in einem
unrealistisch kurzen Zeitraum, sodass man sich fragt, wann die Charaktere das
letzte Mal ihren Grundbedürfnissen hatten nachgehen können. Hierbei merkte man
hingegen die langsame Entwicklung von etwas Größerem und dass eine Schlacht
normalerweise nicht in einer Stunde geschlagen wird. Deshalb ist es
verständlich, überwiegend wichtige Handlungsmomente zu erzählen. Dennoch sind
es zu viele Bruchstücke, die die Besonderheiten der Erfahrungen der
Handlungsträger hervorheben. Rundum nahm ich keinen richtigen Spannungsbogen
wahr, der mir das Herz in Aufregung aus der Brust springen ließ. Es war
einigermaßen interessant, aber nie so spannend, dass man das Buch nicht mehr
aus der Hand legen konnte.
Dies lag nicht nur an der Erzählweise, sondern vor allem an der wieder
einmal sehr vorhersehbaren Handlung. Aufgrund einer recht typischen
Charakteraufstellung, sind zwischenmenschliche Situationen, die in diesem Buch
für die weitere Annäherung als auch Entfaltung der bedeutenden Prophezeiung
wichtig sind, nicht schwer vorherzusehen. Man kann sich ebenfalls erdenken,
welcher der nächste Witz sein wird. Eher das wirkliche Schicksal der Personen
verbunden mit den übernatürlichen Ereignissen, war für mich von großem
Interesse. Wobei man eigentlich weiß, wer auf die gute oder böse Seite
umsteigen wird. Dies ist kein Geheimnis, ganz im Gegensatz zu der Grundidee des
Buches.
Die Charaktere gestalteten sich wohl als das für mich größte Problem. Die
meisten sind wenig mysteriös und genau genommen, unterscheiden sie sich nicht
großartig voneinander. Viele sind angetrieben von einer großen Sache und
wundervolle Kämpfer. Dessen ungeachtet, differenzieren sie sich auf eine Art,
dass man die dutzenden Namen voneinander abgrenzen kann. Sehr auffällig ist,
dass man kaum Frauen zu Gesicht bekommt, die tatsächlich wichtig sind. Es kommt
eine etwas wichtigere Figur hinzu, die sich indes kaum von Corbans Schwester
abgrenzt. Vielmals sind die Frauen sehr stark und widerspenstig. Um ehrlich zu
sein, manchmal sogar etwas lachhaft und nervig in ihren Aktionen. Hinzu kommt,
dass sich beinahe erzwungene und nicht unähnliche Liebesbeziehungen entwickeln,
die sicherlich eine Handlungswendung hervorrufen werden. Abgesehen von der
Gemeinsamkeit und Eintönigkeit der Handelnden, wird oftmals das Heroische an
ihnen betont. Dies betrifft überwiegend Corban, auf den im Laufe des Buches
mehr Augenmerk als auf den zunehmend verblassenden Nathair geworfen wird. Er
wird vielfältig und wiederholend als die besondere Person hervorgehoben,
hingegen lassen sich dafür nur wenige Beweise finden. Es ist als würden
Beschreibung und die durch Taten geformte Art des Charakters nicht ganz
übereinstimmen. Ganz als würde eine Information fehlen. Überdies spürt man
nicht, dass viel Zeit vergeht, denn eine Veränderung der Personen ist kaum
auszumachen, nur in seltenen Ausnahmefällen.
Es ist wahrhaft faszinierend, wie John Gwynne die atemberaubende Blindheit
von Menschen verbildlicht, die sich einer Überzeugung, einem Glauben, dem
scheinbar Richtigen hingegeben haben. Nicht wenige Menschen und andere Wesen
sind durch ihre Hingabe und den unerschütterlichen Glauben geblendet und haben
ebenso die Augen vor der Wahrheit verschlossen. Leider und das Buch damit
Authentizität gebend, trifft der Autor damit eine Wahrheit, die zu sehr in der
Realität anwesend ist. Ferner weist er auf das Falsche am Krieg hin und die
tragische Kehrseite nach der Euphorie des Krieges. Die Frage nach der Moral und
Gerechtigkeit wird dabei gestellt. Man bekommt die sinnlose Brutalität zu
spüren, doch ist es schade, dass sie nicht mit allzu tiefgehenden intelligenten
Intrigen versponnen ist, die dem Buch mehr Reiz gegeben hätten.
Im Großen und Ganzen hatte dieses Buch jene Schwachstellen wie auch sein
Vorgänger, wie beispielsweise fehlende, die Welt erweiternde diverse
Beschreibungen der Umgebung, abgesehen von den detaillierten Szenen von
Kämpfen, oder nur winzige Teile des Übernatürlichen, die erst zum Schluss oder
in einzelnen, zu abrupten Dosen auftreten. Die dargestellte und fühlbare
Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens sind schön, obschon die
Charaktere gleichermaßen nicht vom Tod bedroht sind. Für manche mag die
Verbindung zwischen Mensch und Tier herzerweichend sein. Dennoch hatte ich mir
viel mehr erwartet, mehr Tiefe, und ob ich die Geschichte weiterhin verfolgen
möchte, steht in den Sternen. Auch dieser Band konnte mich nicht richtig
reizen.
Vielen Dank an den Blanvalet-Verlag für die Bereitstellung dieses
Rezensionsexemplares.
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