Zeitkurier
Time Salvager (engl.)
von
Wesley Chu
Reihe: Time Salvager (Band 1)
Genre: Science Fiction – Future-History (Dystopie)
Genre: Science Fiction – Future-History (Dystopie)
Seitenzahl: 496
Erschienen: August
2017
Verlag: Heyne
Preis: 14,99
€ (Taschenbuch); 11,99 € (E-Book)
Bände:
Time Siege (Band 2; englisch)
Inhalt
Die Erde hat sich in der Zukunft in ein verseuchtes Ödland verwandelt, und die Menschheit musste ins äußere Sonnensystem ausweichen. Dort, in den Weiten des Alls, sind Ressourcen allerdings ein seltener Luxus, und so bedient sich die menschliche Zivilisation der Zeitreise als letztes Mittel. Sogenannte Zeitkuriere reisen in die Vergangenheit, um dort nach Ressourcen und Antworten zu suchen. Bei seinem letzten Auftrag macht der Zeitkurier James Griffin-Mars jedoch den größten Fehler: Er greift in die Zeitlinie ein – und rettet eine Frau. Jetzt bleibt ihnen nur noch die Flucht in die Gegenwart …
Aufmachung
Der deutsche Titel wie auch das Cover sind stimmig und bringen eine gewisse Neugierde hervor. Beides passt zu der Geschichte des Buches, nicht nur die andere Bezeichnung für einen Chromaten, sondern auch die symbolischen Uhr in Verbindung mit technischen Elementen, wenngleich die Art des Zeitreisens nicht durch ein Portal an sich stattfindet, wie man es nach dem Cover vermuten würde. Des Weiteren erzeugen die Haltung und Mimik der dargestellten Person die richtige Atmosphäre der Geschichte, die stark von der Flucht geprägt ist.
Die englische Aufmachung hingegen ist noch einmal etwas ganz Anderes. Hier sind die kleinen Details des Covers bewundernswert und gefällt mir der Stil sehr. Wenn ich es sehe, erscheint vor meinem Auge eine faszinierende, dystopische Welt, in die ich eintauchen möchte. Zwar wurde ich enttäuscht, aber das ändert nichts an dem schönen Cover oder dem sehr passenden Titel.
Meine Meinung
Es klang nach einer dystopischen Welt verbunden mit dem Element des Zeitreisens, aber fühlte es sich eher wie ein schlechter Hollywood-Streifen in Buchform an.
Die Existenz der Menschheit steht am Abgrund. Nach fünfhundert Jahren,
vielen Konflikten und einem Virus, der die Erde vernichtet, sind die Chronauten
die letzte Chance. Ihre Aufgabe ist es, aus vergangener Zeit Ressourcen zu
beschaffen, die in den nächsten Minuten von einer Katastrophe zerstört worden
wären. James ist einer der wenigen Stufe-Eins-Chronauten und somit in der Lage,
auch die schwersten Aufträge zu erfüllen, bis er einen folgenschweren Fehler
begeht. Er rettet eine Frau und bricht damit das erste und wichtigste
Zeitgesetz. Nun wird er von den größten Mächten gesucht, während sich nach und
nach eine unschöne Wahrheit enthüllt.
Ich hatte wirklich versucht, dem Buch eine Chance zu geben, denn ist das
Thema Zeitreisen immer sehr faszinierend, aber nur bis zum eigentlichen
Handlungspunkt, der in der Inhaltsbeschreibung angepriesen wird, war es gut zu
lesen. Diese Lektüre überzeugte ausschließlich durch die realistisch schlechte
und außerordentlich dystopische Darstellung der Zukunft und auch die Kernidee
harmonierte mit dieser. Doch schon früh merkte man, dass die richtige Tiefe und
Überzeungskraft gänzlich fehlte.
Einerseits lag dies an den nicht erklärten vorhandenen Funktionsweisen der
futuristischen, wahrhaftig genialen Technik. Selbstverständlich kann nicht
alles genau ins Detail beschrieben werden, zumal es ohnehin nur eine Theorie
wäre, aber wenn man eine Verbindung zu Menschen aus der Vergangenheit zieht,
die sich für diese Technik interessieren, ist die Antwort, lediglich der
Benutzer zu sein, für mich nicht ausreichend, um glaubwürdig zu wirken. Neben
dem Mangel an Erklärungen gab es welche, die sich während des Buches
seltsamerweise veränderten. Allgemein erschien es für mich durch all die
späteren Ergänzungen oder Korrekturen als wüsste der Autor selbst nicht, was er
bereits geschrieben hat oder wie. So
beispielsweise die Hindernisse und Kosten des Zeitreisens oder eine Party die
längst begonnen hatte, auf der folgenden Seite jedoch erst vorbereitet wurde,
ein Lächeln zum ersten Mal, später hingegen ein Lächeln, das schon auftrat,
wenngleich selten. Dann war es wieder die Erde, die anfangs als braune,
verfallende Welt mit ständigem unkontrollierbaren und katastrophalen Wetter
beschrieben wurde, mit Smog erfüllter Luft, derart schmutzig, dass man den Wind
sehen konnte. Auf welcher ein Leben kaum noch möglich war und im nächsten
Moment gibt es doch noch grüne Stellen und
der Anbau von Pflanzen ist durchaus für das gemeine Volk in der Ödnis
möglich. Woher bekommen sie den guten Mutterboden? Weshalb reichern sie ihn
nicht wieder mit neuen Stoffen an, sondern werfen ihn weg?
Andererseits waren es eindeutig die zu wenig ausgearbeiteten Charaktere. Zu
Beginn dachte man, dass James ein solcher Charakter ist, den man in seinem
kontroversen Sein eigentlich nicht leiden kann, er dagegen aber sehr gut zu der
Geschichte passt. Nur leider stimmte seine anfängliche Beschreibung nicht mit
seinen Taten überein oder änderte sich auf unmögliche Art und Weise komplett.
Ebenso verhielt es sich bei Anderen, die auf den Leser unsympathisch anmuten
sollten, um gleich zu erkennen, wer gut und wer böse in dieser
Schwarz-Weiß-Welt ist, aber anstelle dessen wirkten sie lächerlich und nicht
ernst zu nehmend. Während James sich nach dem Motto, jeder Mensch könne sich
trotz hinderlicher psychischer Krankheiten zum Guten wenden, verbesserte,
standen seine Gegenspieler in deutlichem Kontrast zu ihm. Leider waren sie
durch die Übertreibung eher albern, als eine Spannung erzeugende Gefahr.
Geprägt durch den allgemein typischen Klassenkonflikt, verwandelten sie sich
durch ihr Auftreten, ihre Arroganz, ihre Ignoranz zu stupiden und nicht
sonderlich klugen Personen, die sich vor allem durch schwache Argumente und
kindische Rivalitäten, die mehr einem Gezanke glichen, auszeichneten. Ebenfalls
war Elise, die Frau, die James rettete, von unsagbar nerviger Natur. Anstatt
einer Dreißigjährigen hatte man störrische und rebellische Jugendliche vor
sich, die in ihrem Verhalten manchmal einem Kind ähnelte, wie James sogar
passend anmerkte. Zwar ist es schön, wenn Menschen in ihrer Leidenschaft
erblühen, aber wirkte sie viel zu vernarrt und aufgedreht. Die Mutter der Zeit
war die einzige angenehmere Handelnde.
Des Weiteren wollte Wesley Chu James Charakter durch seine instabile
Psyche, Alkoholsucht und durch die Sprungkrankheit etwas Interessantes geben,
aber waren diese Aspekte nicht richtig mit dem Menschen verbunden. Man müsste
sie in seinen Handlungen als immer gegenwärtiges Übel spüren, stattdessen
wunderte man sich, ob sie überhaupt noch vorhanden waren, bis sie für die
nötige Dramatik erneut in Erwähnung kamen.
Und schließlich der Schreibstil, welcher vor Wiederholungen triefte.
Beinahe jeder Absatz schien einen zusammenfassenden Satz zu tragen, folglich
las man inhaltlich vieles mehrmals und brachte er der unglaublich
vorhersehbaren und offensichtlichen Geschichte auch keine Spannung. Dafür las
man Irrelevantes über Seiten hinweg, Witze, die beim ersten Mal nicht lustig
waren, wie die Bezeichnung „zeitreisender Lüger“ oder James Frage „Was ist
ein…?“. Das Buch hätte mit seinem Inhalt zweifelslos nur halb so lang ein
können.
Vielen Dank an den Heyne-Verlag für die Bereitstellung dieses
Rezensionsexemplares.
Das nenn ich mal einen Verriss :D Ich persönlich mochte die Mutter der Zet ja nicht, aber so unterschiedlich nimmt man Sachen wahr;). Habe übers Bloggerportal grade deinen Blog entdeckt und werde mich gleich mal weiter umschauen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Naemi von
unzensiert♡
Ja, Meinungen sind immer sehr unterschiedlich, aber genau das macht vieles erst interessant und regt zu einem Gespräch an :) vielen Dank für deinen Besuch.
LöschenLiebe Grüße