Samstag, 22. Oktober 2016

Rezension - "Das Mädchen, das Geschichten fängt" von Victoria Schwab


Das Mädchen, das Geschichten fängt
The Archived (engl.)
von
Victoria Schwab

Reihe: The Archived
Seitenzahl: 432
Erschienen: Juli 2014
Verlag: Heyne
Preis: 13,99€ (Klappenbroschur); 10,99€ (E-Book)

Bände:
The Unbound (Band 2; englisch)
The Returned (Band 3; englisch, Erscheinungsdatum unbekannt)
Leave the Window Open (Kurzgeschichte zw. 2&3; englisch)

Inhalt

Wenn ein Mensch stirbt, wird seine Lebensgeschichte in einer Art Bibliothek abgelegt. Manchmal jedoch erwachen die Geschichten und versuchen in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Dann kommt Mac ins Spiel, denn sie ist eine Hüterin und ihre Aufgabe ist es, die entlaufenen Geschichten zurückzubringen. Doch plötzlich häufen sich diese Vorfälle, und die Grenzen zwischen Leben und Tod drohen zu verschwimmen. Mac beschleicht der schreckliche Verdacht, dass jemand die Lebensgeschichten manipuliert. Gemeinsam mit dem Hüter Wes versucht Mac, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.


Aufmachung

Das englische Cover ist eines, das Düsternis ausstrahlt und somit wundervoll ist. Es sieht nicht nur schön aus, sondern passt auch zu der Geschichte, bringt eventuell sogar eine noch größere Atmosphäre. Ebenfalls der Schlüssel und das Gesicht sind perfekt, der Titel beschreibt den Kern des Buches.
Hingegen ist die deutsche Aufmachung sehr unstimmig, nicht nur aufgrund des unpassendes, zu fröhlichen und bunten Covers, sondern auch durch den Titel, denn werden niemals direkt Geschichten gefangen.

Meine Meinung

Wahrscheinlich habe zu viel von diesem Buch erwartet.

Viele Bücher handeln von den Toten oder allgemein dem Leben nach dem Tod und dies wird auf unterschiedlichste Art beschrieben. In diesem Buch werden Informationen von Verstorbenen in sogenannten "Histories" gespeichert, die wie der einstige Mensch aussehen, ihre Persönlichkeit widerspiegeln. Man könnte sie als Bücher der Menschen betrachten. Folglich sind die keine blassen Leichen oder haben Verletzungen. All diese Histories sind in einem Archiv gespeichert, doch manche von ihnen, vor allem die junge Seelen, erwachen. Dringen sie aus dem Archiv, gelangen sie vorerst in die Narrows, Flure mit dutzenden Türen, die lediglich ein Schlüsselloch haben, und zwischen unserer Welt und dem Archiv liegen. Natürlich müssen die Histories wieder an ihren eigentlichen Ort gelangen und dies ist dann die Aufgabe der "Keepers".

Solch einer ist auch die Hauptperson Mackenzie Bishop. Sie erbte die Gabe gewissermaßen von ihrem Großvater und die Geschichte, wie es dazu gekommen ist, wird in der Art von Briefe regelmäßig erzählt, um ein besseres Verständnis für die Welt zu bekommen. Doch in welchen Zusammenhang die Briefe stehen, die Mac direkt an ihren Großvater schreibt, obwohl er tot ist, wird nicht erklärt. Vielleicht handelt es sich um bloße Gedanken, ich bin mir nicht sicher. Und dachte man anfangs auch, dass hinter ihrer Aufgabe so viel steckt, aber eigentlich war das nicht der Fall. So wie es dargestellt wird, war es längst nicht mehr so groß wie immer gesagt. Ebenso werden Macs Fähigkeiten nicht weiter erklärt und ausgeführt. Darüber hätte ich sehr gern mehr erfahren, auch wie es für sie war, als die Welt plötzlich begann zu sprechen. Wie ist es möglich? Wie hat sie reagiert?

Durch ihre Arbeit als Keeper, von welcher niemand weiß und erfahren darf, führt Mac eine Art Doppelleben und muss immer wieder auf Lügen zurückgreifen. Nach dem Tod ihres Großvaters und ihres Bruders, der durch einen Autounfall mit Fahrerflucht überfahren wurde, bräuchte Mac eigentlich jemanden, dem sie vertrauen kann, sie benötigt Halt (würde ich sagen), doch ihr Vater trägt tiefe Spuren des Verlustes und ihre Mutter startet immer wieder neu. Neue Berufe, eine übertriebene Euphorie und schließlich der Umzug. Mit diesem beginnt auch das Buch und auf einmal muss Mackenzie ihre Ferien sehr oft in den Narrows verbringen, denn befindet sich ihr neues Zuhause in einer umgebauten Wohnung des ehemaligen Hotels "Conorado", welches schon recht alt ist und vieles miterlebte.

Als Mac ihren Ring abnimmt, der sie vor äußeren Einflüssen schützt, da Keeper in der Lage sind, Gegenstände und Lebewesen zu lesen, und nach dem Faden der Geschichte in ihrem Zimmer greift, sieht sie einen grausamen Mord. Schon bald wendet sie sich an Roland, einem Bibliothekar, der sein Leben dem Archiv gewidmet hat und gemeinsam finden sie heraus, dass hinter diesem Mord, dessen Spuren in beiden "Welten" verschwunden sind, viel mehr steckt.

Mackenzie Bishop ist ein Charakter, der wirklich viel zu schnell lügt, wenngleich sie ein schlechtes Gewissen dabei hat. Ich frage mich auch, wie sie es auf die Reihe bekommt, ununterbrochen die Histories zu fangen, auch wenn es im Conorado mehr als üblich sind. Würden sich ihre Eltern nicht eigentlich Sorgen machen, wenn sie so oft Wunden an sich hat, vieles verschweigt und sie oft einfach verschwindet? Es ist mir auch ein Rätsel, weshalb niemand mitbekommt, dass sie in für normale Menschen verborgene Eingänge tritt oder aus einer der Türen gelangt. Ich mochte sie nicht sonderlich, denn war sie auch wieder jemand, der nur von Trauer getrieben, fast nur. Es kommt nämlich noch Wesley hinzu, der ein Geheimnis mit sich bringt, das man sich von Anfang an hatte denken können. Er ist eigentlich typisch und kam mir unglaublich begannt vor. Das Liebesdreieck ist perfekt (*hust*), als noch Owen hinzukommt. Ein mysteriöser Junge aus den Narrows. Außer bei diesen Personen sah ich leider keine Tiefe bei anderen Charakteren, zumal sie gänzlich dem Muster von Jugendbüchern entsprachen.

Auch die Story entsprach sämtlichen Mustern und war unglaublich vorhersehbar. Dabei wurde die Geschichte zu schnell angetrieben und verlor ein bisschen an der anfänglichen "Konsistenz". Ich fragte mich immer mehr, weshalb es überhaupt das Archiv gibt, wenn doch nur die Bibliothekare mit ihren besonderen Schlüsseln Zugriff haben, denn dies wird nie so recht erklärt. Hinter allem steckt viel mehr, Mac weiß nicht alles, aber kein Warum. Allgemein war es eher wie eine Idee, die viel mehr Potential hat, aber zu rasant entstand.

Ganz seltsam war es, dass das Buch im Grunde genommen, nur zwei oder drei richtige Handlungsorte hat. Das Conoardo und die Narrows mit dem Archiv. Dabei vergeht schon eine Woche in dem Buch und Mac ist in einer neuen Stadt. Auch wenn sie viele Probleme hat, die sie von ihrem eigentlichen Leben ablenken, würde sie doch sicherlich einmal die Gegend erforschen, nicht nur in den Garten gehen und die Treppen hoch und runter rennen. Im zweiten Band wird sich dies wohl auch nicht ändern.


Es war sehr enttäuschend, wie sich alles entwickelt hat, wenngleich die Welt innovativ, fantastisch und interessant ist. Zu viel Potential wurde verschwendet, die Tiefe fehlt ein wenig und die Liebesgeschichte war nicht gut, denn geschah vieles in zu großer Schnelligkeit, die Entwicklung fehlte. Diese Reihe werde ich wohl nicht fortsetzen (aber sie Bücher sind wunderschön…).

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